Leiden – Patienten, die nach der Diagnose eines gastrointestinalen Malignoms mit der Einnahme von ASS begannen, hatten in einer retrospektiven Kohortenstudie eine doppelt so hohe Chance, den Tumor fünf Jahre zu überleben. Trotz dieses eindrucksvollen Ergebnisses, das auf dem europäischen Krebskongress in Wien vorgestellt wurde, lassen sich aus der Studie vorerst keine Therapieempfehlungen ableiten. Ein Beleg durch eine randomisierte klinische Studie steht aus.
Seit einem halben Jahrhundert wird vermutet, dass Acetylsalicylsäure (ASS) vor Darmkrebs schützen könnte. Hinweise darauf wurden seither in zahlreichen prospektiven Kohortenstudien gefunden. In placebo-kontrollierten Studien hat ASS zudem die Entwicklung von Adenomen bei Hochrisiko-Patienten vermindert. Dennoch halten sich die Fachgesellschaften mit den Empfehlungen zurück.
Weder in den USA noch in Europa raten die Leitlinien derzeit zu einer Primärprävention von Darmkrebs mit ASS. Als Grund wird die Gefahr von gastrointestinalen Blutungen angegeben. Die Nutzen-/Risikorelation wird bezweifelt. Die United States Preventive Services Task Force (USPSTF), ein vom US-Gesundheitsministerium eingesetztes Gremium, hat aber dieser Tage einen Neuentwurf seiner Leitlinien vorgestellt, in denen die Primärprävention von Darmkrebs als evidenzbasiert eingestuft wird.
Vor sechs Jahren kam eine Auswertung der Nurses‘ Health Study und der Health Professionals Follow-up Study zu den Ergebnis, dass ASS auch in einer Sekundärprävention nach der Diagnose von Darmkrebs eine Schutzwirkung erzielen könnte. Die Einnahme war damals mit einem um 29 Prozent verminderten Risiko verbunden, innerhalb der nächsten 11,8 Jahre am Darmkrebs zu sterben. Auch ein Einfluss auf die Gesamtsterblichkeit wurde damals festgestellt (JAMA 2009; 302: 649-658).
Eine Studie von Martine Frouws von der Universität Leiden kommt jetzt zu ähnlichen Ergebnissen. Die Forscherin wertete die Daten von 13.715 Patienten aus, bei denen zwischen 1998 und 2011 eine gastrointestinale Krebserkrankung diagnostiziert worden war. Laut der Pressemitteilung betrug die 5-Jahres-Überlebensrate 28 Prozent nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 48,6 Monaten (Der Abstract gibt die 5 Jahres-Überlebensrate mit 56 Prozent bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 26,5 Prozent an, möglicherweise eine Vertauschung der Zahlen).
Quelle: www.aerzteblatt.de
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